Osterstraße und Umgebung

Der Parnass-Platz in Eimsbüttel-Nord – ein Ort zum Gedenke

Es waren für alle Menschen traurige und grausame Zeiten, die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Die Demokratie war abgeschafft und die Nazis hatten überall das Sagen.
Ein schreckliches Datum in ganz Deutschland war der 28. Oktober 1938, an diesem Tage begannen die Reichsbehörden, in menschenverachtender durchgeplanter Weise, damit über 17000 jüdische Bürger, welche die polnische Staatsangehörigkeit besaßen, zu verhaften, um sie noch vor Ende Oktober 1938 nach Polen abzuschieben. Die Begründung war, dass das polnische Parlament zuvor beschlossen hatte, Polnischen Staatsbürgern, die länger als 5 Jahre ununterbrochen im Ausland lebten, die Staatsbürgerschaft Ende Oktober 1938 zu entziehen. In Hamburg waren etwa 1000 Menschen davon direkt betroffen.

Zunächst wurden sie verhaftet und in einer Exerzierhalle in der heutigen
Haubachstraße 62 in ein Sammellager untergebracht. Am gleichen Tage
fuhren vom Bahnhof Altona Züge nach Polen, um sie zu deportieren.
Unter den so schrecklich behandelten Deportierten befanden sich auch Hertha und Simon Parnass aus der Methfesselstraße 13. Menschen, die sich nichts hatten zuschulden kommen lassen.
Ihre beiden Kinder gelangten 1939 mit einem Kindertransport nach Schweden. Simon und Hertha Parnass wurden 1942 in dem Vernichtungslager Treblinka von den Nazis ermordet.
Im Oktober 2021 hat die Bezirksversammlung Eimsbüttel beschlossen, dass der nahe der ehemaligen Wohnung der Familie Parnass gelegene Platz an der Kreuzung Lappenbergsallee/Methfesselstraße nach Hertha und Simon Parnass benannt werden soll, um ihnen ehrend zu gedenken.
Für uns Bürger, die wir 85 Jahre nach der Deportation hier leben und uns
stets gewiss sein müssen, dass wir die Menschenrechte und unsere Demokratie verteidigen müssen, soll dort noch in diesem Jahr zunächst ein provisorisch Gedenkort auf dem Platz eingerichtet werden. Anschließend wird es unter der Beteiligung der breiten Öffentlichkeit zu einer dauerhaften und angemessenen Gestaltung des Platzes kommen.
Ralf Meiburg

Gastromeile Stellinger Weg Kiez-Flair oder Zumutung?

Kaum eine Straße in Eimsbüttel hat sich in den letzten Jahren derart dy-
namisch entwickelt wie der Stellinger Weg. Wo es früher ein paar wenige
Restaurants und Kneipen gab, hat sich in den vergangenen Jahren zwi-
schen Heußweg und Methfesselstraße eine Vielzahl von hippen Cafés,
Poke-Bars und Kiosken angesiedelt. Manch einer spricht schon von der
„neuen Schanze“. Doch der Trubel im Stellinger Weg stößt nicht überall auf Zustimmung. Er birgt auch Konfliktpotenzial mit Anwohner:innen, die um ihre Nachtruhe fürchten. Verwaltung und Politik müssen nun vermitteln.

Anwohner-Initiative drängt auf Begrenzungen
Die Anwohner-Initiative „Lärmbelästigung Stellinger Weg“ führt als Ursachen für die Lärmprobleme sowohl die Außengastronomie als auch das so genannte Cornern um die Kioske an. Doch die Lautstärke, die zum
Teil bis spät in die Nacht auftritt, ist nur ein Teil des Problems. Wildpinkeln, Müll und Pöbeleien durch angetrunkene Gäste kommen hinzu. Seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 habe beides deutlich zugenommen.
Die Initiative fordert daher eine Reduzierung der Außenplätze und
Schallschutzmaßnahmen für die Gastronomie. Tatsächlich wurden 2020 auch auf Wunsch der Bezirkspolitik Genehmigungen für die Sondernutzung von Außenflächen vereinfacht – temporär wohlgemerkt, um durch Corona in ihrer Existenz bedrohte Betriebe zu unterstützen. Das Bezirksamt genehmigte daraufhin in den Jahren 2020 und 2021 mehr Flächen als zuvor. Als SPD-Fraktion haben wir den Entschluss mitgetragen, zugleich aber darauf hingewiesen, dass dies nur mit Rücksicht auf die Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner erfolgen kann.Politik und Verwaltung sind gefordert
Das muss auch und gerade jetzt, da der Großteil der pandemiebedingten
Beschränkungen für die Gastronomie glücklicherweise entfallen ist, gelten: Ein lebendiger Stellinger Weg kann nur im Einklang mit der Nachbarschaft funktionieren und Ausnahmen von der Regel sind ggf. zurückzufahren, ohne dabei eine neue Szene von vornherein ersticken zu wollen.
Denn eigentlich macht das doch auch genau eine lebendige Nachbarschaft aus: Treffpunkte, Gemeinschaft und natürlich auch Geselligkeit. Dies darf aber natürlich nicht zulasten der eigentlichen Anwohner:innen und der Nachbarschaft gehen. Das bedeutet für
uns aber auch, dass wir die Erfahrungen aus anderen Stadtteilen nutzen
wollen: Verhältnissen, wie sie es stellenweise an der Schanze gibt, wollen wir in Eimsbüttel frühzeitig entgegenwirken und den Kiez für alle lebenswert gestalten. Gemeinsam mit der Verwaltung sollten wir daher ganz genau hinschauen, wie sich das Nachtleben im Stellinger Weg weiter entwickeln wird. Wo es wiederholt zu Verstößen kommt, muss, falls nötig, restriktiver agiert werden. Nur auf diese Weise kann es gelingen, altes und neues Flair im Stellinger Weg miteinander zu verbinden.
Gabor Gottlieb

Die Osterstraße im November 2020

Im zweiten Lockdown seit dem 2. Novembert dem so genannten „Lockdown-Light“, zeigen sich die Einzelhändler im Bezirkszentrum Osterstraße verhalten optimistisch. Immerhin, die Frequenz der Passantinnen und Passanten in der Einkaufsstraße sieht gut aus. Die Kundinnen und Kunden in Eimsbüttel zeigen Solidarität und erledigen ihre Einkäufe größtenteils im eigenen Stadtteil, so ist zumindest die mehrheitliche Meinung der Einzelhändler. Jetzt im November werden bereits erste Weihnachtseinkäufe getätigt, da man nicht weiß, wie die Situation im Dezember aussehen wird. Wir reden hier aber in keiner Weise von den Umsätzen während eines normalen Vorweihnachtsgeschäftes. Genauer betrachtet ist die Lage in den einzelnen Bereichen sehr unterschiedlich. Gerade die Bekleidungsbranche schwächelt doch sehr. Die Geschäfte mit hochwertigen Gütern haben Umsatzzahlen, die denen der vergangenen Jahre zumindest ähneln. Diese Unterschiede haben vor allem mit der Mehrwertsteuersenkung zu tun. So entscheiden sich viele Eimsbüttelerinnen und Eimsbütteler für die Anschaffung eher teurer Waren. Für die Bekleidungsgeschäfte wirkt sich neben dem milden Wetter auch der Wegfall der Gastronomie sehr negativ aus. Den Einkauf von Bekleidung gestaltet man doch eher als Shoppingbummel und verbindet ihn gerne mit einem Kaffee. Den hochwertigen Einkauf tätigt man eher gezielt nach einer längeren Kaufentscheidung. Trotzdem sind die Einzelhändler ihren Kunden dankbar und froh, in einem Stadtteilzentrum mit einem wohnortnahen Umfeldsein Geschäft zu haben. In der Innenstadt ist der Shoppingcharakter ungleich höher anzusetzen. Die Touristen bleiben seit dem 1. November wieder aus, und auch die Tatsache, dass die Gastronomie nicht öffnen darf, führt dazu, dass die Verweildauer der Kunden auf ein Minimum beschränkt ist. Der Shoppingbummel kommt nicht vor. Durch das Home Office fehlt ein Großteil der Kunden, die in der Mittagspause ihre Einkäufe tätigten und/oder nach Feierabend noch schnell die Einkäufe für den Geburtstag am Wochenende besorgten. Das zeigen Untersuchungen durch das Citymanage-ment. In den Bereichen, in denen einige Gastronomen zumindest noch das „To-go-Geschäft“ aufrechterhalten, ist noch ein wenig Frequenz und die umliegenden Einzelhändler können so ein wenig Umsatz generieren. Die anderen Bereiche liegen nahezu brach. Hier geht man von einem Umsatzrückgang von bis zu 80 % aus. Auch in der Osterstraße ist die Verweildauer der Kunden fast auf das Nötigste beschränkt. In vielen Geschäften wird wieder verstärkt der hauseigene Lieferdienst eingesetzt und man hat große Sorgen, dass es wegen der nicht fallenden Zahlen der Neuinfektionen doch noch zu einem kompletten Lockdown kommt. Denn darin sind sich die Einzelhändler in der Osterstraße einig. Man hat großes Mitleid mit den Nachbarn aus der Gastronomie. Und alle teilen die Sorge, was passiert, wenn Cafés und Restaurants einen zweiten Lockdown nicht überleben. „Die Gastronomie ist für eine urbane und lebendige Einkaufsstraße überlebenswichtig“, so Quartiersmanagerin Arlette Andrae. „Das war auch ein Grund warum es in der Osterstraße keine Sonntagsöffnung am 8. November gab. Wir können keine Veranstaltung organisieren, wenn der Kontakt auf 10 Personen aus 2 Haushalten beschränkt ist. Außerdem haben sich die Einzelhändler solidarisch erklärt. Man wolle nicht noch einen zusätzlichen Verkaufstag anbieten, wenn die Nachbarn aus der Gastronomie komplett geschlossen bleiben müssen. Damit sind wir wieder bei dem sehr positiven und auch zukünftig erstrebenswerten Aspekt der großen Solidarität in Eimsbüttel untereinander. Ob es nun die Kunden und Kundinnen sind oder die Geschäftsleute die ihre gemeinsame Standortverbundenheit entdecken. Dass der eine nicht ohne den anderen kann und man nur gemeinsam als Ganzes funktioniert. Es bleibt die Hoffnung, dass wir alle diesen Gedanken auch über diese schwere Zeit behalten und uns vor allem auch in den guten Tagen (immer noch) daran erinnern. Denn was wären wir alle ohne ein lebendiges und buntes Be-zirkszentrum, in dem wir nicht, wenn alles überstanden ist, wieder flanieren können. Dazu passt auch, dass mit Hilfe der Bezirksfraktion der SPD und auf Initiative des Distrikts Eimsbüttel-Nord, die Interessengemeinschaft Osterstraße e. V. zumindest eine kleine Weihnachtsbeleuchtung in der Osterstraße installieren will. So sollen Tannen entlang der Straße und ein zentraler Baum auf dem Fanny-Mendelssohn-Platz für weihnachtliche Stimmung in dieser Zeit sorgen. Wir wünschen Ihnen allen eine besinnliche Weihnachtszeit und ein Frohes Fest. Und vor allem, bleiben Sie gesund. Til Bernstein (Text und Fotos)

 

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